Chronik der Fasnachtsrott Ibach

Eine bewegte Geschichte in über einem halben Jahrhundert

Als "Güdelmändig-Rott" im Jahr 1946 von einer Handvoll Närrinnen und Narren gegründet, hat sich die Fasnachtsrott in über einem halben Jahrhundert zu einer der wichtigsten und eigenständigsten Fasnachts-Gesellschaften der Region gebildet, die mitverantwortlich dafür ist, dass die traditionellen Fasnachtsfiguren wie der alte Herr, das Hudi, der Zigeuner, der Blätz oder das Domino sowie der Narrentanz nicht aussterben.

Bitter waren sie, die Nachkriegsjahre. Auch wenn unser Land nur sekundär vom Zweiten Weltkrieg betroffen war, so hatten es die meisten Menschen auch in der Schweiz nicht einfach. Gerade in der Arbeiterfiliale Ibach war durch die sozialen Missstände das gesellschaftliche Leben enorm wichtig, insbesondere während der Fasnacht. Also wurde 1946 die "Güdelmäntig-Morgärott" gebildet, die sich der historischen Fasnachtsbräuche annahm, sie in Ibach verankerte und bis heute in der jetzigen Fasnachtsrott Ibach förderte.

Ähnlich wie in Schwyz und Brunnen die Nüssler, beschränkte sich auch die Fasnachtsrott Ibach alleine auf die Pflege und die Förderung des alten, historischen Fasnachtsbrauchtums. Diese Fasnachtsgesellschaft hat das alte Brauchtum in Ibach erst richtig eingeführt und verankert.

Natürlich wurden über all die Jahre auch verschiedene Akzente gesetzt. Närrisches Treiben gab es zwar schon vor der Gründung der "Güdelmäntig-Morgärott" in Ibach. 1921 wurde die Fasnachtsgesellschaft gegründet und davor gab es in der Schwyzer Filiale reichlich fasnächtliches Treiben, das zwar nicht organisiert, aber dafür um so wilder war.

Einige der Gründungsmitglieder von 1946. V.l.: Josef Betschart, Peter Rust, Karl Schuler, Rösy Rust, Karl Steiner, Franz Rust, Lena Schürmann, Theo Birchler, Arthur Inderbitzin und Alois Inderbitzin.

Bereicherung der Ibächler Fasnacht

Das originelle und überaus witzige Protokollbuch des Federfuchsers Josef Lüönd beginnt mit einem eindrücklichen Bericht über den Güdelmontag des Jahres 1946. Mit den Kriegswirren im Nacken nahm man mit grosser Freude Kenntnis, dass sich "in Hinteribach erstmals wieder einige Maskenliebhaber mit dem Ziel, am Güdelmändigmorgä wieder ä chli z nüsslä, bemerkbar gemacht haben". Eine Art Initiativkomitee nahm sich dieser Idee an und brachte die Maschgraden auf die Strasse. Nachdem es am Güdelmontag, dem 4. März 1946, offensichtlich gelang, die Fasnacht - wenn auch unter dem Druck der Rationierung - wieder zu beleben, war dies doch ein kleiner Schritt zur Gründung einer eigentlichen Gesellschaft.

Am Samstag vor Mittefasten, am 30. März 1946, versammelten sich auf Initiative dieses Komitees im Restaurant Rose insgesamt 35 Fasnäächtlerinnen und Fasnächtler. Man sah in der Gründung der Ibächler Rott keine Konkurrenzabsichten zur bestehenden Fasnachtsgesellschaft Ibach, sondern betrachtete sich als Ergänzung und Fasnachtsverein mit anderen Zielen.

Erster Präsident wurde Paul Auf der Maur sen., Ziegelei, der in der Folge das Narren-Schifflein durch die Anfangsjahre steuerte. Zum ersten Maschgradenvater wurde damals Josef Föhn gewählt.

Die Ziele der "Güdelmäntig-Morgärott" waren klar. Man wollte an die alten Traditionen des Güdelmontags anschliessen und an diesem Tag in Ibach nüsseln. Die in den Köpfen einiger Ibächler noch vorhandene Tradition wurde an ersten Nüsslerkursen den jüngeren Generationen weitergegeben. Schliesslich wurde auch wieder die Bescherung der Kinder und des Publikums festgelegt und Routenpläne wurden zusammengestellt.

Traditionelle Fasnachtsfiguren

Mit der Verankerung der Ibächler Rott und des Narrentanzes wurde die klassische Strassenfasnacht von Schwyz mit all ihren Figuren nach Ibach gebracht. Nach gleichen Regeln wie in Schwyz wurde auch in Ibach genüsslet (nur besser; Anm. des Webmasters, hihihii).

Hier traf man auch das Hudi, den Blätz, das Domino, den Zigeuner und all die anderen Figuren an und auch der Narrentanz wurde gleich getrommelt. Trotzdem setzte man aber in Ibach eigene Akzente. Man wollte nicht wie die Schwyzer einen Blätz im Signet führen, sondern entschloss sich für einen Tiroler. Diese Fasnachts-Symbolfigur wurde 1:1 von Rothenthurm übernommen. Als Insigne der Ibächler Fasnacht schuf Gründungspräsident Paul Auf der Maur 1947 einen Fasnachtsgrind aus Holz, der seither traditionsgemäss vom Maschgradenvater in der Rott vorangetragen wird.

v.l.n.r. Frühere Symbolfigur "Tiroler", Ab 1974 zierte der Alte Herr das Logo, Neues Logo ab 2004:

Neuer Name für Ibächler Rott

Schon 1947 wurden in Ibach 3'800 Mutschli und 2'300 Orangen verteilt, was ein Beweis dafür war, dass die "Güdelmäntig-Morgärott" blühte. 1948 wurde erstmals ein Preisnüsslen durchgeführt. Fünf Jahre später machten am Kinderpreisnüsseln stolze 150 Kinder mit und auch die Böögg-Verbrennung am gleichen Abend wurde ein riesiger Erfolg. Von Jahr zu Jahr nahm das Maskentreiben einen grösseren Umfang an und genauso stiegen auch die Mitgliederzahlen. Zum alljährlichen Fasnachtsprogramm gehörten auch das Verteilen von Mutschli, das Busecca-Essen der Maschgraden und schliesslich auch die morgendliche Tagwache durch eine spontan organisierte Katzenmusik. 1973 wurde die Tagwache von den frisch gegründeten "Bachhäägglä" (heute "Muotatüfel") abgelöst.

Als Josef Lüönd zwischen 1957 und 1961 der Gesellschaft als zweiter Präsident vorstand, ergab sich für die "Güdelmäntig-Morgärott" ein bedeutsamer Entschluss. Das Fasnachtstreiben wurde hauptsächlich auf den Güdelmontagnachmittag konzentriert. 1959 wurde nach einer heftigen Diskussion die Gesellschaft in "Fasnachtsrott Ibach" umgetauft. Heute hat das Fasnachtstreiben allerdings wieder einen derartigen Aufschwung erhalten, dass man schon seit vielen Jahren wieder eine Rott am Montagmorgen in den Ibächler Strassen findet.

1961 wurde Hans von Euw neuer Präsident. In dessen Regierungszeit fiel auch das Jubiläums-Preisnüsseln zum 20-Jahre-Jubiläum 1966. Gross beging man auch das Jubiläum zum 25. Geburtstag im Jahre 1971, diesmal unter der Ägide von Präsident Heinrich Schibig. Von 1972 an präsidierte schliesslich Alois Lüönd den Verein.

1974 kam es dann zu einer vieldiskutierten Statutenrevision. Gewichtigste Änderung war das Rott-Signet. Neu wurde der "alte Herr" zur Symbolfigur der Ibächler Röttler. Der Präsident hiess von nun an Rottherr.

1980 wurde Alois Lüönd von Werner Gehrig als Rottherr abgelöst. Die Fasnachtsrott Ibach, die an ihrem 40-Jahre-Jubiläum 1986 bereits über 500 Mitglieder zählte, hatt sich unterdessen längst in der Innerschwyzer Fasnachtsszene etabliert und wurde auch von den "Stehkräglern" aus Schwyz akzeptiert. Dies nicht zuletzt auch darum, weil Ibächler Nüssler in Schwyz für etliche Furore sorgten.

1987 löste René Gwerder Werner Gehrig als Rottherr ab. Letzterer wurde sechster Ehrenmaschgrad und nützte fortan zusammen mit seinem einstigen Rottrats-Kollegen und ebenfalls zum Ehrenmaschgrad gekürten Erwin Grab die Möglichkeit, die Rott-GV als kritischer Besucher mit pointierten Kommentaren zu besuchen.

1991 nahm die Fasnachtsrott Ibach auch am grossen Fasnachtsumzug anlässlich des 700-Jahre-Jubiläums der Schweizerischen Eidgenossenschaft teil. Dort waren die Ibächler eine der letzten Gruppen und als man schliesslich im Schneesturm auf dem Hauptplatz auftauchte, war das Publikum schon längst in den warmen Gaststuben. Dies gab nicht nur in Ibach lange zu reden.

1993 wurde Thomas Lüönd zum neuen Rotthern gewählt, der auch am 50-Jahre-Jubiläum dieses Amt noch innehielt.

2001 wurde Thomas Lüönd dann von Franz Inderbitzin als Rottherr abgelöst. Weitere Rottherren folgten. Amtierender Rottherr ist Patrick Hutter.

Im Jahr 2004 wurde das Logo der Fasnachtsrott einer Auffrischung unterzogen und präsentiert sich seither im Form eines Kopfes des "alten Herr"...

Im Jahr 2016 konnte die Fasnachtsrott Ibach ihr 70-jähriges Jubiläum feiern. Zu diesem Jubiläum erschien das Buch "Fasnachtsrott Ibach 1946 - 2016".

Fortsetzung folgt...

(Aus Jubiläumsszeitung vom 1996 "Dr alt Herr")

Semesterarbeit von Jörg Achermann über die Fasnacht in Ibach als PDF zum Herunterladen:
FASNACHT IBACH PDF (2.2 MB)
(Wir bitten Sie, zu bedenken, dass Jörg hier eine immense Arbeit geleistet hat. Ein persönlicher Dank an ihn wäre sicher ein Aufsteller.)